Nach dem 2. Weltkrieg

1945 – Nachdem der unglückselige Krieg in diesem Jahr zu Ende gegangen war, kehrte auch so allmählich wieder das normale Leben zurück. Aber trotz der noch keineswegs „normalen Zeit“ hatte man schon wieder an gemeinsame Vereinsarbeit gedacht! Es wurde mit Genehmigung der Militärregierung ein Neuanfang gewagt.

1946 – Am 1. September traf man sich zur Wiedergründung des Heimatvereins Düngstrup. Der langjährige Vorsitzende des Heimatvereins Adolf Wohlers gab seine Position ab, um nun die Vereinsarbeit in jüngere Hände zu legen. Zum Vorsitzenden wurde Heinrich Kreye aus Düngstrup gewählt. Die erste Veranstaltung nach dem Krieg war am 6. Oktober das Erntdankfest. Ein Theaterstück (Snieder Närig) wurde am 21. Oktober auf die Bühne gebracht. Es war ein voller Erfolg, so dass zwei Wiederholungsaufführungen in Düngstrup und Wildeshausen folgen mussten.

Zur ersten Generalversammlung nach der Wiedergründung 1946 hatte der Heimatverein Düngstrup alle seine „alten Mitglieder“ aufgerufen, zu erscheinen. Die Generalversammlung fand am 21. Dezember statt. Im Anschluss an die Versammlung sollte eine gemütliche Weihnachtsfeier bei Besuden stattfinden, wofür jeder Teilnehmer ein kleines Päckchen mit Weihnachtsüberraschungen und vor allem natürlich auch gute Stimmung mitbringen sollte. Das alles war bestimmt nicht so einfach.
Hier zeigen wir eine Einladungskarte für die Generalversammlung des Jahres mit dem danebengeschriebenen Kommentar. Alle alten und etliche neue Mitglieder fanden sich am 21. Dezember zur Generalversammlung zusammen, anschließend folgte eine gemütliche Weihnachtsfeier. Es war klar, dass hierzu außer der guten Stimmung, ein Päckchen für eine Auslosung und eine Flasche selbstgebrannter Schnaps mitgebracht wurde. Die überwiegende Zahl der Teilnehmer kam zu Fuß von den umliegenden Dörfern nach Düngstrup. Bezugsscheine für Fahrräder und vor allem für die Bereifung, waren sehr knapp. Die Bevölkerung drängte in dieser schlechten Nachkriegszeit einfach nach Vergnügungen. Man hatte viele Jahre der Entbehrungen hinter sich gebracht und brauchte nun Abwechslung trotz aller vorhandenen Schwierigkeiten. Auch die Volkstanzgruppe wirkte wieder mit großem Erfolg. Sie trat bei Erntefesten und Maifeiern auf und erfreute sich großer Beliebtheit.

1947 – Neuanfang unter Aufsicht der Militärregierung
Die rührigen Tätigkeit der Tanzgruppe und der Theatergruppe des Heimatvereins wurde auf der Generalversammlung am 20. Dezember besonders hervorgehoben.
Der erste Vorsitzende verlas die von der Militärregierung genehmigte Satzung des Heimatvereins Düngstrup.
Der Verein führt den Namen Heimatverein Düngstrup

Als Zweck des Vereins sind in der Satzung ausdrücklich festgelegt:

• Pflege heimatlichen Brauchtums;
• Pflege alter bäuerlicher Sitten und Gebräuche
• Pflege der plattdeutschen Sprache in
– Heimatabende
– Volkstümlichen Tanzgruppen
– Niederdeutschen Theater
Organe des Vereins sind:
1. die Generalversammlung
2. der Vorstand
Der „alte Vorstand“ wurde auf dieser Generalversammlung einstimmig wiedergewählt. Zum Spielbaas bestimmte die Versammlung Theo Welker und Friedel Köpke. Die Generalversammlung wurde verbunden mit der Weihnachtsfeier. Auch wurde die Wiedergründung des Gemischten Chores angeregt.

1948 – Das Vereinsleben wird breit aufgestellt
Für den 17. April erfolgte eine Einladung zu einer „Außerordentlichen Generalversammlung“. Auf dieser Versammlung wurden die folgenden Tagesordnungspunkte behandelt:

a) Die Gründung des „Gemischten Chores“ sollte mit allen Mitteln gefördert werden. Als Chorleiter sollte Lehrer Kapels aus Kleinenkneten in Frage kommen.

b) Die kulturelle Arbeit des Heimatvereins musste nach allen Seiten ausgebaut werden. Auf der Versammlung sollten Erzählungen, Berichte, Vorträge, Lesungen oder Ähnliches eingeflochten werden. Auch Wanderungen oder Fahrten sollten in den Dienst der Kulturarbeit des Vereins gestellt werden. Zu der Kulturarbeit gehörte auch die Instandhaltung des Schafkobensin Holzhausen.

c) Alle Mitglieder wurden zur Mitarbeit an der Dorfverschönerung und der Pflege der Kriegerdenkmäler aufgerufen. Auch Naturschutzmaßnahmen und die Pflege der Schönheiten der Dörfer sollten die Säumigen zur Ordnung mahnen und auf die Verschönerung des Gesamtbildes hinwirken.

d) Die Statuten (Satzung) wurden bezüglich des „Gemischten Chores“ ergänzt.

In der Juni-Versammlung wurde angeregt, nach alter Tradition wieder einen Festmarsch durch Düngstrup zu machen. Dadurch würde das Sommerfest einen würdigen Rahmen bekommen. Lehrer Hans Huntemann hielt auf dieser Versammlung einen Vortrag über die Pflege unserer Heimatsprache. Er ging auf die Bedeutung der niederdeutschen Sprache in früherer Zeit ein und kennzeichnete sie als unser „kostbares Erbgut“. Den Reichtum unserer Sprache machte Hans Huntemann an einer Reihe von Sprüchen, Redensarten und Reimen deutlich.

Es lag und liegt immer noch im Streben des Heimatvereins Düngstrup, unsere Heimatsprache vor dem Untergang zu retten. Der Heimatverein Düngstrup begrüßte ausdrücklich den Zusammenschluss der Oldenburgischen Heimatvereine zum „Spieker“.

Es wurde beschlossen, eine eigene Bühne anzuschaffen. Auch wurde schon 1948 angeregt, in den einzelnen Dörfern die Anlage von Dorfchroniken zu fördern.

Am 15. August wurde in Düngstrup das Sommerfest gefeiert. Das war knapp zwei Monate nach der Währungsreform. Es waren bei diesem Sommerfest Karussell und Buden am Platze. Es wurden volkstümliche Wettkämpfe für die Schuljugend durchgeführt, wobei es kleinere Preise zu erringen gab. Ein großer Festumzug führte durch den mit vielen Ehrenpforten geschmückten Ort Düngstrup. Abends schloss sich der große Festball an.

Die Mitgliederversammlung am 19. September fand beim Schafkoben in Holzhausen statt. Mit einem humorvollen Gesang erfreute D. Würdemann alle Anwesenden. Das erweiterte Gedicht vom Schafkoben wurde von Hans Huntemann vorgetragen. Ebenfalls vorgetragen wurde der Spruch, der am Schafkoben die Öffentlichkeit zur Schonung ermahnen sollte:

„Schön ist’s inn’n Holt un up de Heid’
wo midden drin so’n Schapkoben steiht,
een Aarfstück, dat an oole Tied
us denken helpt, un all’ de Lüd’,
de hierher koamt un de hier woahnt.
Un dorüm steiht dit Schild un moahnt:
Ehr use Heimot un de Ahnen,
schont disse Steen un usen Koben.“

Martha Sandmann, die dieses Gedicht geschrieben hatte (sie war bis 1969 Gastwirtin in Holzhausen, heute Scheele) bekam dafür „een donnert’det Hoch“.

Gemeinsam gesungene Lieder rundeten das Programm ab. Heinrich Poppe aus Bargloy und Heinrich Köpke aus Kleinenkneten gaben humorvolle Darbietungen zum Besten.

Das Erntefest am 3. Oktober und das Stiftungsfest am 6. November waren sehr erfolgreiche und gut besuchte Veranstaltungen. Die vereinseigene, von Fr. Köpke gebaute Bühne, wurde dabei erstmalig verwendet. Zur Aufführung gelangte der 4-Akter „Up Düwels Schuvkoar“. Die Spielleitung hatte Theo Welker. Wegen des großen Erfolges musste eine öffentliche Wiederholung im übervollen Saal durchgeführt werden. Weitere Aufführungen gab es auch bei Kolloge in Wildeshausen, bei Besuden in Düngstrup, und bei Oesting in Goldenstedt.

Auf der Generalversammlung mit Weihnachtsfeier am 18. Dezember wurden zwei Mitglieder des Heimatvereins zu Ehrenmitgliedern ernannt. Es waren Friedrich Ahlers, Düngstrup und Georg Lüsche, Drentwede. Die Versammlung beschloss, künftig das Erntefest an dem Sonntag zu feiern, an dem das Erntefest auch von der Kirche gefeiert wird.

1949 – Vertriebene werden heimisch in der Region
Am 22. Januar hielt Herr M. Katzies (aus Ostpreußen vertriebener Journalist) aus Holzhausen beim Heimatverein Düngstrup einen Lichtbildervortrag unter dem Titel: „Wo des Haffes Wellen“ – eine Fahrt von Memel bis Danzig – Der Vortrag wurde größtenteils von Heimatvertriebenen besucht. Lehrer H. Huntemann würdigte die Schönheit und die Kulturleistungen Ostpreußens und gedachte des schweren Schicksals der Vertriebenen. Er forderte Einheimische und Vertriebene zu gegenseitigem Verständnis und zur Achtung voreinander auf. Alle würden doch geeint durch das Band der Liebe zur schönen Heimat.

Auf der Vorstandsversammlung mit den Ortsvertretern wurden einige Beschlüsse gefasst: so sollten Mitgliederkarten angefertigt werden, die es den Mitgliedern ermöglichen würden, bei Veranstaltungen Vergünstigungen zu erlangen. Auch sollte ein Schloss für den Schafkoben angefertigt werden, damit „Nichtberechtigte“ daran gehindert würden, den Schafkoben zu betreten.
Der Heimatverein übernahm die Betreuung der Steindenkmäler in der Landgemeinde Wildeshausen. Die anfallenden Kosten sollten zu gleichen Teilen von der Stadt Wildeshausen und dem Heimatverein getragen werden.

Auf der Versammlung am 17. Dezember wurde beschlossen, dass über Neuaufnahmen in den Heimatverein aufgrund von schriftlichen Aufnahmeanträgen durch den erweiterten Vorstand entschieden würde. Ferner wurde ein Ausschuss für Heimatgeschichte, Heimatkunde und Volkskunde gegründet. Auf Antrag von H. Huntemann beschloss die Versammlung einstimmig den Austritt aus dem Kulturbund Wildeshausen.

Weiter wurde beschlossen, Trachten für die Volkstanzgruppe anzuschaffen, aber nur im Rahmen der verfügbaren Geldmittel. Ehrenurkunde für treue Arbeit im Heimatverein erhielten Otto Stolle, Holzhausen, Luise.