Bühren
Wie so mancher Ort in unserer Landgemeinde ist auch Bühren ein altes Eschdorf. Der Ortsname hat sich im Laufe der Zeit von Buren und Büren zu Bühren gewandelt. Von einer vorgeschichtlichen Besiedlung zeugt der Fund von zwei Granitsteinen, die 1962 beim Herrichten der Zuwegung zu dem neuen Stau 7 freigelegt wurden. Diese bearbeiteten Steine waren Teile einer Haushandmühle.
Im 14. Jahrhundert wurde mehrfach vom Verkauf des Zehnten, oder des halben Kornzehnten der Bauern “to Buren beleggen uppe der Hunte in den Kerspille (= Kirchspiel) von Wildeshusen“ berichtet.
1480 verkaufte der fromme Knappe Otto Kordewacker an der Kirche zu Wildeshausen „den halve Tegende (= Zehnten) grot unde smal awer dat gantze Dorp unde Veld to Buren“.
Eine Urkunde von 1429 stellt fest, daß die Frau des Vollmeiers Kord Bullermann, Aineken Grone, leibeigen ist und der Kirche zu Colnrade gehört. Sie muß an die Kirche zu Colnrade jährlich ein Pfund Wachs am 2. Febr. geben. Nach ihrem Tode fällt ihr oberstes Kleid den Kirchengeschworenen zu.
Seit dem 16. Jahrhundert werden in dem Dorf Bühren gleichbleibend fünf Vollmeierhöfe verzeichnet. Als 6. Hof zählt bis zum vorigen Jahrhundert noch der Lohmühlenhof dazu.
Ab 1600 hatten die Bührener Bauern mit denen von Garmhausen und Denghausen über mehr als hundert Jahre einen Dauerstreit wegen der Wiesennutzung. Bühren, Garmhausen und Denghausen – bilden einen Bezirk.
Die Wirren des 30-jahrigen Krieges brachten auch über Bühren große Not und Armut.
1699 wurde der Kornzehnt für Bühren durch Erlaß der schwedischen Regierung in Stade mit 60 Reichsthalern festgesetzt.
Bühren im 18. und 19. Jahrhundert
Um 1700 war das Schilf- und Grasmähen am Denghauser Mühlenteich ein andauernder Streitpunkt. Im Jahre 1723 gab es Streit zwischen den Pestruper und den Bührer Eingesessenen wegen 40 – 50 Eich-Heistern, die, frisch von den Pestrupern gepflanzt, von den Bührer Bauern wieder ausgerissen worden waren. Das Konigl. und Churfürstliche Amt Wildeshausen mußte den Bührern bei 2 Reichsthalern Strafe anbefehlen, die Heister wieder in die Erde zu setzen und ungekränket stehen zu lassen.
1744 war die Lehrerstelle an der Schule in Bühren vacant geworden, da kein Lehrer von dem Jahreslohn in Höhe von 6 Reichsthalern leben konnte. In Ermangelung eines geschickteren „Subjecti“ musste Arend Siemer, Einwohner von Bühren, die Stelle „ad interim“ verwalten. Siemer erhielt den Lehrauftrag, nachdem er eine Probeschrift an den Superintendent eingeschickt hatte.
1799 mußte das Amt Wildeshausen einen Streit zwischen Bühren und Pestrup bezüglich der Huede und Weide an der Hunte schlichten. Die Pestruper, als Beklagte, durften fortan nur vormittags an_ der Hunte ihr Vieh hüten.
Im gleichen Jahr erhielten die Bührer von dem Amt die Erlaubnis, aus der Gemeindeholzung „Wiebusch“ 190 angeschlagene Eichen zu verkaufen. Es durfte jedoch die beabsichtigte Eichheister-Pflanzung nicht unterbleiben.
1802 gab es einen harten Schriftwechsel zwischen dem Müller zu Denghausen“ als Jagd- und Reitemeier und der Regierung in Hannover wegen der Auffütterung eines Herrschaftl. Jagdhundes. Schließlich wurde dem Müller befohlen, den Windhund aus Hannover zu behalten und zu pflegen.
1807 wurde der Denghauser Müller beschuldigt, dass er zu viel Wasser des Mühlenbaches staute, so daß die anliegenden Wiesen überschwemmt wurden.
Hunteregulierung und Flurbereinigung
Nachdem im Raum Pestrup-Wildeshausen bereits vor dem letzten Krieg mit großem Einsatz von Handarbeit die Hunte begradigt worden war (viele Zwangsarbeiter wurden eingesetzt!), stand im Bezirk Bühren die Hunte-Begradigung um 1954 an, als man südlich des Stauwerks Pestrup begann, die unzähligen Bogen und Schlingen unter Einsatz großer Bagger (auch Schwimmbagger) abzuschneiden und dadurch die Wege des Huntewassers erheblich zu verkürzen. Für die Bührener Landwirte sollten die Zeiten vorbei sein, wo zu Hochwasser-Zeiten Höfe und Viehställe überschwemmt wurden und große Schaden zu beklagen waren. Viel Mühe kostete die Befestigung der Böschungen des weitgehend gradlinig verlaufenden Flußbeckens sowie Eindeichung der Ufer und Abgrenzung mit Stacheldrahtzäunen. Bei Bühren und bei Garmhausen mussten Stauwerke gebaut werden, um die Fließgeschwindigkeit regulieren zu können. Die von dort ausgehenden Seiten-Entwässerungsgräben dienen zum Auffangen des Wasserdrucks wie auch zur Verhinderung des Sommer-Hochwassers. Sie ermöglichen für die Talbereiche Grundwasserstande von 80 cm unter Bodenoberfläche und damit auch eine Dränung anliegender Nutzflächen. Doch derartige Ziele wurden nicht voll erreicht.
Im Anschluß an die Hunte-Regulierung musste eine Flurbereinigung mit dem Zweck eines Ausgleichs der Nutzflächen bis heran an die Kreisstraße 248 (Wildeshausen-Colnrade) durchgeführt werden.
Dabei und bei den erforderlichen Bodenschätzungen haben sich Alfred Kuckemüller und Heinrich Brunkhorst besonders stark für die Belange der betroffenen Landwirte uneigennützig eingesetzt. Im Jahre 1964 wurden diese Arbeiten abgeschlossen.
Es erwies sich als segensreich, daß im Zusammenhang mit des Stauwerkbau (Stau 7) auch der Bau von Straße und Brücke zwischen Bühren und Hölingen verwirklicht werden konnte.
Die kleinen Zuflüsse Lohmühlenbach und Riede wurden bereits 1932 – 34 vom Arbeitsdienst begradigt.
Die Landschaft ist zum Leidwesen von Naturfreunden erheblich ärmer geworden; so manche Kleintiere und viele Arten von Naturpflanzen verloren ihren Lebensraum.
Vom Schulwesen in Bühren
Von 1700 bis 1840 gab es für Pestrup und Bühren eine Schule. Die ersten Lehrer waren E. Engelken, J. Garmhausen und Arend Siemer. Letzterer, in Bühren beheimatet, bewarb sich 1776
um die vacante Stelle in Holzhausen mit Jahresgehalt 13 Reichsthalern. Ein Nebeneinkommen erbrachten dort Saatland, Wiese und Garten. Auch genoß er dort „freie Viehtrift in der Gemeinheit“. Im Sommer arbeiteten die Lehrer vielfach als Hollandgänger und die Schulkinder wurden dann bei Erntearbeiten als Helfer gebraucht. – 1777 übernahm Joh. Diedr. Wittenberg mit 27 Jahren die Bührener Schule und blieb bis 1820. Er versuchte, sein Einkommen dadurch zu verbessern, daß er das Binden von Büchern betrieb. Jedoch da gab es Schwierigkeiten, weil der Wildeshauser Buchbinder Kahein darin „eine Beeinträchtigung seiner Nahrung“ sah. Die Regierung in Hannover mußte sich damit befassen und fand 1784 eine salomonische Schlichtung des Streites.
Die weiteren Lehrer in Bühren hießen Beckmann (1821), Heimberg (1823), Wilkens (1835), Brüggemann (1836), Wiebken (1837), Bahrs (1838), Carstans (1839). Letzterer wanderte 1840 aus. In dem gleichen Jahre wurde die alte Schule Kleinenkneten aufgehoben und die neue evangelische Schule im Brook erbaut. Damit hatte auch die Schule Bühren aufgehört zu bebestehen. Das Schulgebäude, 1816 errichtet, wurde von dem Neubauer Hülsemeyer für 800 Rth. erworben, abgebrochen und am Südrand Bührens wieder aufgebaut. Es steht in den Grundmauern noch jetzt (Haus Scholz). Der frühere Standort ist uns nicht bekannt. – Seit 1840 besuchen die Schulkinder von Bühren und Pestrup die Kleinenkneter Schule.
Seit dem Jahre 1966 besuchen die Schüler der 5. – 9. Klasse eine allgemeinbildende Schule in Wildeshausen.
Seit 1969 werden auch die Kinder der 1. – 4. Klasse täglich mit Schulbussen nach Wildeshausen gefahren. Ob das eine Endlösung ist?
Das Schulgebäude in Bühren
Dieses ist 48 Fuß lang und 24 breit; es ist übrigens mit Stroh gedeckt, und die Wände sind von Lehm. Vor dem Hause ist eine große aus 3 Teilen bestehende Eingangstüre, die mit Hängen, Haken und Krampen versehen ist. Der Fußboden der Diele ist von Lehm, und der sogenannte Balken oder Fruchtboden, mit Eichenen Brettern belegt. Vorne im Hause ist an der linken Seite der Stall für drei Kühe, und über demselben die sogenannte Hille, die nur mit Ästen und Strauchwerk belegt ist.
An der selben Seite ist die Wohnstube, deren Türe mit Hängen, Haken und Klinke versehen ist.
In der Stube, die sehr klein und niedrig ist, ist ein Alcoven und ein Ofen, 2 Fach Fenster, die in Blei gefasst sind; die Decke ist gewällert, und der Fußboden von Tannenholz, 1 Fenster kann geöffnet werden und ist zu dem Ende mit Hangen und Haken versehen. Der Wandschrank gehört dem jetzigen Besitzer.
An dieser Stube ist eine kleine Kammer, in welcher ebenfalls ein Alcoven ist, und zwei kleine in Blei gefaßte Fenster; der Fußboden ist von Lehm; die Decke gewällert; neben dieser ist noch eine kleine Kammer von der nemlichen Beschaffenheit, nur fehlt der Alcoven.
Kommt man aus der Wohnstube, so ist linker Hand der Feuerherd, bei welchem ein kleiner Backofen, den der jetzige Bewohner hat machen lassen. An dem Feuerherd rechter Hand ist die Schulstube, deren Türe mit Hängen, Haken und Handgriff versehen ist. In derselben sind 4 Fach Fenster in Blei gefasst, 1 Ofen, der aber dem jetzigen Bewohner gehört, 2 Tische von Eichenholz, 4 Bänke von dem nemlichen Holze und 2 Borde, und 1 Tafel. Die Decke ist gewällert und der Fußboden von Eichenholz. An der rechten Seite des Hauses befindet sich noch eine kleine Türe, die mit einer Krampe versehen ist, und durch welche man zu dem Ziehbrunnen geht, der nahe bei dem Hause ist, mit hölzener Einfassung in mittelmaßigem Stande versehen. Vorne am Hause ist ein Anbau 12 Fuß lang, mit 2 Türen, der als Viehstall benutzt wird.
Wildeshausen, 22. Juny 1819 (Hahne Oldenburg)
Arbeitsdienstlager Bühren
Im weiten Umkreis von Bühren weiß noch jedermann, dass hier in den Dreißiger Jahren der Arbeitsdienst wirkte. Bereits 1931 wurde hier eine Interessengemeinschaft für einen freiwilligen Arbeitsdienst ins Leben gerufen. Auf dem Gelände beim „Sandpott“ wurde zunächst eine kleine Baracke gebaut, in der eine Gruppe von vorwiegend arbeitslosen Männern untergebracht wurde. Diese leisteten dann auf unbestimmte Zeit freiwillig Arbeiten zur Entwässerung von Wiesen und Sumpfstellen oder auch zur Regulierung (Begradigung) von Bächen.
Bereits 1934 übernahmen die Kreisbehörden das Lager und die Leitung des Arbeitseinsatzes. Die Räumlichkeiten wurden allmählich erweitert und die Dienstzeit der Arbeitsmänner einheitlich von 6 Monate festgelegt. Ab 1935 war als Kreisangestellter der Tiefbau-Ingenieur Saathoff für die fachliche Leitung der Arbeitseinsatze tätig. Im Sommer 1935 war auch eine Gruppe von Studenten für 6 Monate zum „freiwilligen“ Arbeitsdienst eingesetzt. Von 1936 an waren es Arbeitsdienstpflichtige, die in Starke einer Abteilung (3 Züge) hier ihre 6 Monate ableisteten. Das Lager Bühren war inzwischen an höherer Stelle als Gau Musterlager anerkannt. Ein Teil der Arbeitsmänner wurde in den Jahren 1934 – 38 für die Arbeiten bei den Kleinenkneter Steinen eingesetzt. Auch schuf „der Arbeitsdienst“ einen Steg über die Hunte, um den Hölinger Sportplatz nutzen zu können. Unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 wurden die Arbeitsmänner zu Soldaten und in Wehrmachtskasernen verlegt. Nur eine Gruppe von 10 – 12 Männern blieb zur Verwaltung von Gebäuden und Gerätschaften sowie eines Bekleidungslagers über mehrere Kriegsjahre hinweg.
Nach Kriegsende wurden in den Baracken entlassene deutsche Soldaten, die nicht in ihre Heimat zurückkommen konnten, untergebracht. Kurzzeitig wohnten hier auch Flüchtlinge, bis 1946 die großen Baracken abgerissen wurden. Restliche kleinere Baracken wurden 1953 an den Lönsweg versetzt. – Bauer Steinke übernahm das freigewordene Grundstück wieder. Restedes Lager-Eingangs sowie die Kastanien-Baumreihen sind noch verbliebene Zeugen von dem Arbeitsdienstlager.
Bühren im 20. Jahrhundert
1909 erhielt Bühren eine neue Gastwirtschaft. Der „Schützenverein Bühren und Umgebung“ wurde gegründet.
1910 erstand eine Behelfsbrücke über die Hunte von der Ziegelei Hölingen aus zum Transport van Ziegelsteinen (bis 1914 in Betrieb).
1914 ließ Gastwirt Westphale privat eine Hängebrücke über die Hunte erbauen. Auch durch eine Furt konnte man zeitweise nach Hölingen gelangen.
1914 – 18 gaben 3 Männer aus Bühren ihr Leben für das Vaterland im ersten Weltkrieg.
1919 fiel das Fachwerk-Wohnhaus des Bauern Stolle einem Brand zum Opfer.
1937 bauten Männer des Reichsarbeitsdienstes bei Stolle einen Huntesteg, um den Sportplatz auf Hölinger Seite benutzen zu können.
1943 schuf Bauer Steinke mit Hilfe von Pionieren (aus den RAD-Baracken) eine private Stegverbindung nach Hölingen, wo Frau Steinke einen Hof hatte.
1944 brannte das Anwesen van Seemann ab.
1939 – 45 riss der 2. Weltkrieg hier große Lücken auf. 12 junge Männer Bührens mussten ihr Leben lassen.
1958 wurde das Heuerhaus des Bauern Stöver nahe der Lohmühle (Baujahr 1854, Bewohner Bocklage) abgebrochen und vom Schwimmverein Wildeshausen in wenig veränderter Form im Krandel als Schwimmerheim wieder aufgebaut.
1964 wurde nach Abschluß der Huntebegradigung und Flurbereinigung die Straße Bühren – Hölingen mit der Brücke und dem Stau 7 vollendet.
1968 erfolgte die Neutrassierung der Kreisstraße 248 im Bereich Bühren, wodurch der Dorfkern von der Hektik des Straßenverkehrs ferngehalten wurde.
Seit 1968 hat Bühren eine einheitliche Wasserversorgung durch das Wasserwerk Wildeshausen.
1970 erhielt Bühren einen Dorfplatz im Gefolge von Verkoppelungen. Der Platz ist liebevoll eingegrünt; Bänke und Tische laden zum geselligen Verweilen ein. An die ehrwürdige Vergangenheit des Dorfes erinnert ein Granitstein mit der Inschrift „Bühren 1350“.
1972 wurde durch den folgenschweren 0rkan am 13. November das Hauptgebäude des Stöver-Hofes so schwer beschädigt, dass es abgebrochen werden musste.
1976 wurde der gesamte Bereich zwischen Hunte und Kreisstraße zum „Landschaftsschutzgebiet Mittlere Hunte“ erklärt, ebenfalls das enge Tal des Denghauser Mühlenbaches zwischen Aldrup und Colnrade.
1978 vollendete der „Schützenverein Bühren und Umgebung von 1909“ den Bau eines modernen Schießstandes mit einer geräumigen Schießhalle.
1986 wurde bei Garmhausen nahe der Hunte ein Feuchtbiotop in Größe von etwa 1 ha, teils ehemaliger Huntearm und ohne Baumbewuchs, unter Denkmalschutz gestellt. Gleichzeitig erhielt ein kleiner Teich beim Hof Heitzhausen den Schutz eines Naturdenkmals. Die Lindenallee zwischen Denghausen und der Huntebrücke ist ebenfalls geschützt worden.