Holzhausen
Unser Dorf Holzhausen kann zwar nicht mit einem Gründungsjahr aufwarten, doch man darf annehmen, dass es sich um eine Eschsiedlung handelt, die mehr als 1000 Jahre alt ist.
Der Ortsname war wie noch heute „Holthusen“ und bedeutet „Dorf an der Waldung“.
Die Bauernhöfe hatten durchweg ihre Gebäude in Wassernähe, also nahe der Holzhauser Bäke. So hatte man die Grasweiden nahe beim Haus und das Viehtränken war einfach. Nördlich des Dorfkerns breitete sich die große Holzhauser Heide aus; alle Höfe konnten in gleichem Maße das Weiderecht mit ihrer Schafherde nutzen..
Erst vor 150 bis 200 Jahren wurde die „Gemeinheit“ nach und nach aufgeteilt, Während es bis dahin über mehrere Jahrhunderte hinweg gleichbleibend neun Bauernhöfe gegeben hatte, kamen nun die „Heidbauern“ hinzu.
Im Verlauf der „Münsterschen Fehde“ kam es besonders im Jahre 1538 auch in Holzhausen zu viel Brandschatz und Plünderung.
Erst 1556 ließ der Bischof von Münster eine Aufstellung der Schäden an Hab und Gut schriftlich festhalten. Das Dokument ist in plattdeutscher Sprache geschrieben, und man kann es im Staatsarchiv zu Oldenburg einsehen. Unter „Holthusen“sind da die neun alten Bauernhöfe aufgeführt.
Hier das Beispiel des Menke-Hofes (jetzt Hermann Stolle): „Mencken Johan bowen (d.h. außer) den Brantschatt von denen Oldenburger schaden gehatt up 3 daler, Wolter Meßmaker 2 daler, unsen Hop (Soldatenhaufen) 3 daler, der Markgrafen Hop 3 daler, die reuter mit Jürgen van Holle siene Knechte 60 daler, an Korn un Kosten gedan (gegeben) van Jürgen van Holle Anno 1555 2 Daler (=73 Reichsthaler).“
Zum Verständnis sei bemerkt, dass damals eine Kuh den Wert von etwa 4 Talern hatte. Die weiteren acht Höfe hatten ähnliche Schäden erlitten.
Hier seien noch die 8 übrigen damaligen Hofnamen genannt:
Gerdes Sohn, Wilken Heinrich, Johan Holthuße, Johan Wehus, Henrich Mahlstede, Luce to Holthusen, Henrich Theesfeld, Engelke.
Actum Wildesh. den 18ten Nov. 1767
Die Eingesessenen zu Holtzhausen, wovon verschiedene, als Joh. Henr. Engelke, Henrich Flege und Johann Mencke selbst angehalten, daß ihnen verwilliget werden möge, einen Platz in ihrer Gemeinheit, an dem kleinen Bache, die Aue genannt, unter sich zu theilen wurden auf heute vorgefordert, und ihnen zuvorderst die Absicht Hoher Königl. Regierung in Ansehung der Vertheilung so einen jeden dadurch, das er einen gemäßen Theil für sich allein, und auf die ihm am zuträglichsten Art nutzen könne, vorgestellet und ihnen bedeutet, daß man mit der Theilung des Platzes an der Aue zuvorderst den Anfang zu machen gesonnen.
Es stellten darauf die sämtlichen Eingesessenen außer drei obigen vor, daß durch die ganzliche Theilung nicht allein ihre Schaftrift verdorben werde, sondern auch derjenige, dem ein schlechter Platz zufiele, gar zu sehe leiden würde.
In Ansehung des Platzes an der Aue stellen dieselben vor, daß der Platz, der den Holzhausern allein daselbst zustehe, so klein sey, daß eines jeden Theil zu geringe werden wurde, um die Pferde daselbst zu weiden, und dieses sey außer einigen Campen ihre einzige Weide für die Pferde.
Außerdem sey mit langen Jahren von elem daselbst stehenden Ellem-Holze jedem nicht ein gleich großer Theil bey damaliger Vertheilung zugefallen. Es wurde also derjenige, der jetzt einen großen Platz zum Holzhau habe, in Ansehung dessen leiden, wenn er anjetzt in gleiche Plätze getheilt würde. Auch wurde ein jeder genöthigt seyn, seinen eigenen Kuhhirten zu halten, da itzt das Hornvieh in einer Heerde gehe.
Dimissi Ut supra
In fidem
(Vogt)
Ein Schreiben an die Regierung in Hannover wegen Schaffung von Cämpen:
Die sämtligen 9 Eingesessenen in dem hiesigen Amts-Dorfe Holzhausen haben vorgestellet, wie sie wünschten, von ihrem Saatfelde jeder 7 bis 8 Schf. Saat zu Cämpen machen, mithin mit einer Befriedigung umgeben und dadurch der gemeinen Hud u. Weyde entziehen zu dürfen.
Es ist ihre vomehmste Absicht dabey, die Cämpe mit Braam fur .ihre Schafe anzusäen, indem es ihnen an dieser nützligen, und in ihrer Feldmark, wo es an langer Heide fehlet, fast nohtwendigen Weyde noch mangelt. – Sämtliges Saatland aber ist an die Gniidigste Herrschaft zehntbar.
Da gleichwohl dieses Land, welches die Eingesessen zu Cämpen machen dürfen zu wünschen, wegen des sehr schlechten Erdreiches oft lange in Dresch liegen muß und zum Theil in vielen Jahren gar nicht cultiviret wird, und da die Eigenthümer bereit sind, die Cämpe nie länger als 6 Jahre hinter einander mit Braam besetzet zu laßen, und alsdann wiederum 4 Jahr lang, als so lange das Land nur Früchte tragen will, mit Früchten zu besäen, so scheinet es nicht, daß für den Zehnten ein Verlust aus der neuen Verrichtung entspringen werde, um so mehr, als es ein allgemein angenommener Satz ist, daß nach dem Braam gute Früchte wachsen.
Über den Punkt, daß dieses Land der gemeinen Hud und Weyde entzogen werde, sind sämtliche Interessenten, weil es nur schlechte Weyde giebet, einwilligend.
Dem vielleicht mögligen Falle, daß einer oder der andere den neuen Camp der Zehntbarkeit entziehen zu wollen unternehrnen möchte, könte unserm unterthänigen Ermeßen nach durch gehörige Beschreibung von der Zehntbarkeit derselben vorgebringet werden.
Da die neue Vorrichtung den Eingeseßenen ohnstreitig vortheilhaft seyn würde, so haben wir unserer Schuldigkeit zu seyn erachtet, Euer Excellencen und Hochwollgebohrenen das Gesuch derselben mit unterthäniger Bitte um hohe Resolution in Ehrfurcht vorzutragen.
Wir beharren in tiefstem Respect
Euer Excellencen und Hochwollgebohren unterthänig – gehorsamste Diener
Wildeshausen,
den 6 Mart (Hinüber Hinüber Viogt) 1775
Die Holzhauser Bauern im 17. u. 18. Jahrhundert
Unsere Bauern hatten als Viehbestand vor allem eine Schafherde. Die ausgedehnten Heideflächen boten den Herden ein reichliches Futter: jeder Hof hatte zumeist 200 – 300 Schafe. Für die Schafzucht lieferte die Holzhauser Heide wertvolle Plaggen als Streuung in den Schafkoben; das Getreidestroh diente als Viehfutter.
Daher war das Plaggenmähen eine wichtige Tagesarbeit. Alle drei Tage wurde der Schafkoben mit Plaggen bestreut. So erhöhte sich der Boden im Schafstall derart, dass man im Frühjahr und im Herbst eine Unmenge Dünger „ernten“ konnte.
Hunderte Fuhren mit Plaggen mussten mühevoll mit der Quicke „gemäht“ werden. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Heideflächen mehr und mehr kultiviert wurden, insbesondere durch die Einführung des Kunstdüngers, war die Schafhaltung sehr erschwert. Nach Abschaffung der Schafe wurden die Koben anderen Zwecken zugeführt (Unterbringung von Heu oder Ackergeräten).
Eine wichtige weitere Tagesarbeit der Bauern in den vergangenen Jahrhunderten war das Schlagen von Zaunholz, welches zur Befestigung der Flussufer und Wege sowie für Zäune um Haus, Hof und Garten Verwendung fand.
Man musste auch bedenken: über lange Zeit waren unsere Bauern nicht frei; sie mussten Hand- und Spanndienste leisten. An vorgeschriebenen Tagen mussten Arbeitskräfte unserer Bauern auf einem Gut (oftmals war es das Gut Spasche) solcherlei Arbeiten leisten.
Schafe scheren oder waschen, Mist aufschlagen und fahren sowie das Heuen gehörte ebenfalls oftmals zu den Arbeiten.
Bedenken wir auch, dass die Bauern ihren Zehnten entrichten mussten. Sie mussten Goh-Schwaren, Fleisch- und Wiesenzins und weitere Arten von Gefälle (Abgaben) leisten. Da gab es also vielerlei „Steuern“, die mit einem Hofe verbunden waren. Gingen diese Geldleistungen nicht ein, so wurden Strafgelder erhoben.
Zurn Hoheitsgefälle gehörte auch die Kirchenstellen-Heuer.
Bis zur Aufgabe der Schafhaltung gehörten zu allen Holzhauser Höfen auch Heuerhäuser. Heute gibt es keinen einzigen Heuermann mehr in unserem Dorf.
Bäuerliche Ansiedlungen nach 1800
Die Eingliederung des Amtes Wildeshausen brachte für die hiesigen Bauern bedeutsame Entwicklungen.
Die ausgedehnte Holzhauser Heide stand bis dahin allen neun Bauern in gleichem Ma8e als Schafweide zur Verfügung. Interessierte Landwirte konnten nun kleine Teilflächen der „Gemeinheit“ für eine Kultivierung zugewiesen bekommen.
Am Beispiel von „Schipper-Stolle“ sollen die Verhältnisse näher beleuchtet werden:
Der Holzhauser Hinrich Bernd Barjenbruch erhielt im Jahre 1826 eine Heidefläche in Größe von 3 ha zugeteilt. Sogleich begann er mit der Kultivierung und baute ein Wohnhaus, dessen Giebel (mit Inschrift) noch gut erhalten ist. Es war gewiss kein leichter Anfang!
Die Notlage war auch der Grund dafür, dass der Inhaber der Stelle wiederholt wechselte: 1833 ging der Hof an B.G. Müller, 1847 an G.H. Nienaber, 1866 an Levy Schwabe und schließlich 1867 an Johann Berend Hinrichs, der aus Nuttel bei Brettorf kam.
Letzterer fuhr, um einen Nebenverdienst zu haben, Jahr für Jahr des Winters bis 1873 von Bremen aus zur See und zwar als Schiffskoch. Seine Bauernarbeit wurde 1870 noch erheblich erweitert, als er 7 ha Doppheide zugeteilt bekam, sodass er nun 10 ha bearbeiten musste.
Der Viehbestand beschränkte sich zunächst auf einen Zugochsen, zwei Milchkühe und ein Schwein.
Nur durch zähe Arbeit konnten die mageren Jahre überwunden werden; die allmählich aufkommende Verwendung von Kunstdünger (Verdienst von Okonomierat Jan Huntemann !) verbesserte die Lage der Landwirte. 1904 zählte man beim „Schipper-Hof“ bereits ein Pferd und fünf Milchkühe.
Nach und nach konnten auch weitere Ländereien erworben werden: 1,2 ha vom Schwarze-Hof (1886), ein ha vom Schulland (1902) und ein ha Fuhrenkamp (1913). Damit hatte der Hof eine Größe von 14 ha erreicht.
Entsprechend konnte der Gebäude-Bestand erweitert werden, und 1934 baute man noch ein neues Wohnhaus-Teil.
Zum Schluss eine besondere Bemerkung: Der Familien-Name des Hofinhabers änderte sich vielfach, doch geblieben ist im Volksmund der Name „Schipper“.
Natur- und kulturhistorische Betrachtung der Aue bei Holzhausen und Thölstedt
von Ewald Tewes
Auf der Karte der kurhannoverschen Landesaufnahme von 1773, der ältesten Kartierung dieser Gegend, ist die Aue noch als stark mäandrierender Geestbach in der umgebenden Landschaft zu erkennen.
Das Auetal bot, von menschlicher Hand weitgehend unberührt, vermutlich das Bild eines mit Bruchwäldern bestockten Talraumes.
Als entscheidenden Einschnitt in den Naturhaushalt des kleinen Geestbachtales ist erst die Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführte Rieselwirtschaft zu sehen, die bereits in den Huntewiesen praktiziert wurde.
Mit diesen Melorisationsmaßnahmen wurde eine für damalige Verhältnisse intensive Weiden- und Wiesennutzung in die Landwirtschaft eingeführt.
Mit der Rieselwirtschaft waren auch erhebliche Eingriffe in das Bachbett der Aue selbst verbunden. Begradigungen, Laufverkürzungen und die strukturelle Vereinheitlichung im Querprofil der Aue bewirkten eine schnellere Abführung des Wassers. Mit Hilfe mehrerer Staueinrichtungen im Gewässer (die heute noch teilweise erhalten sind) wurde das Wasser bei Bedarf zurückgehalten.
Über die angelegten Talrandgräben erfolgte ein Rückstau und über ein kammartiges Grabensystem die Berieselung der Flächen.
Die Rieselwirtschaft bewirkte eine Verbesserung des Bodenhaushaltes durch Anfeuchten in Trockenperioden, raschere Bodenerwärmung im Frühjahr und damit Schutz vor Nachtfrösten, aber auch früheren Vegetationsbeginn sowie verbesserte Bodendurchlüftung und Stabilisierung des pH-Wertes.
Letztlich düngten die abgesetzten Schwebstoffe des Aue-Oberschwemmungswassers auf natürliche Weise die Wiesen im Herbst.
Funktion, Anlage und Betrieb der Rieselanlagen konnten nur in Verbindung mit einer Neuordnung der Besitzverhältnisse umgesetzt werden.
So entstand 1877 die „Ahlhorner, Varenhorner Be- und Entwässerungsgenossenschaft“, “ … eine staatlich geregelte Unternehmung zur Förderung der Bodenkultur durch gehörige Ent- und Bewässerung der beteiligten Grundstücke“ oberhalb der Holzhauser Entwässerungsanlage.
Die Gesamtfläche der beteiligten Grundstücke betrug ca. 22 ha.
Das Regulativ für die Ahlhomer, Varenhomer Genossenschaft sieht in 15 Stau- bzw. Rieselzeiten „im Herbst von Michaelis bis Dezember, im Frühling vom 15.2. bis 1.5.“ vor, ….“es kann aber auch die Zusetzung der Schleuse nach der Abemtung des ersten Schnittes im Monat Juli und bei zu befürchtenden Nachtfrösten im Monat Mai stattfinden.“
1922 trat eine Neufassung der Wasserordnung in Kraft, in der das Eigentum an den öffentlichen Wasserzügen von den Gemeinden, die die hohen finanziellen Belastungen für Korrekturen usw. nicht mehr tragen konnten – vor allem wenn sie an mehreren Wasserläufen lagen -, auf Genossenschaften übertragen wurde.
Die Kompetenz in Bezug auf Wasserfragen gingen damit im Gebiet der Aue auf die Hunte-Wasseracht über.
Betriebswirtschaftliche Gründe ließen seit ca. 1950 eine rentable Bewirtschaftung der Aue-Rieselwiesen nicht mehr zu, so dass ein Großteil des Grünlandes seither brachgefallen ist.
Die Brachflächen der Holzhauser und Thölstedter Flächen an der Aue zeigen sich heute als ausgedehnte Seggenrieder und Röhrichte mit eingestreuten Laub- und Nadelholzbeständen.
Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, an deren Ende langfristig wieder natürliche Waldgesellschaften, nämlich Bruchwälder, das Bild der Auenlandschaft prägen werden.
Aufgrund der bereits vorhandenen schutzbedürftigen Pflanzen- und Tierarten wurden Teilgebiete der Aue kraft einer Verordnung der Bezirksregierung Weser-Ems im Frühjahr 1988 als Naturschutzgebiet sichergestellt.
Vorgeschichtliche Stätten in Holzhausen
Visbeker Braut
Am westlichen Rand des Holzhauser Gebietes, etwa 1 km südlich der B 213, befindet sich die jungsteinzeitliche Großsteingrab-Anlage „Visbeker Braut“. Ihre Ausmaße sind 80 m Lange und 7 m Breite. Die Anlage ist von 71 Steinblöcken eingefasst. Die Grabkammer in Größe von 5,5 x 1,5 m liegt im Südwesten; man erkennt 11 Trägersteine, während die Decksteine bis auf einen nicht mehr vorhanden sind. Von imponierender Größe sind die Steine der südwestlichen Schmalseite; sie ragen 2,5 m aus dem Erdboden.
Die Holzhauser Kellersteine
Nahe am Bachtal der Holzhauser Bäke, etwa I km nördlich der Ortsmitte, befinden sich zwei Megalithgräber; beide werden als „Kellersteine“ bezeichnet.
Das Steingrab rechts der Bäke, ost-westlich ausgerichtet, liegt unmittelbar am Waldrand ganz in Nähe des Wanderwegs Nr. 7. Es hat eine Länge von 10,5 m und eine Breite von 1,4 m. Leider ist es nicht gut erhalten. In ursprünglicher Lage stehen nur noch die beiden Abschlusssteine. Die übrigen etwa 20 Steine liegen ungeordnet.
Das Steingrab links der Bäke steht rechts der Kreisstraße Holzhausen B 213, auch am Waldrand. Es besteht aus je 7 Trägersteinen an den Längsseiten und je einem Träger an den Schmalseiten. Von den ursprünglich wohl 7 Decksteinen sind noch 4 vorhanden. Auch diese Grabkammer ist west-östlich ausgerichtet. Der Zugang wird an der Südseite vermutet.
Der Hortfund bei Holzhausen
Aus der späteren Bronzezeit gibt es verschiedene Hortfunde.
Einer davon wurde im April 1950 in der Holzhauser Heide auf einem Grundstück von H. Stolle geborgen. Eine vom Wind umgeworfene Kiefer auf der „Moorhöhe“ legte guten Bausand frei. Dort traf man in ca. 40 cm Tiefe auf lauter Bronzesachen. Dr. Gandert untersuchte den Fund und schaffte ihn ins Museum.
Es handelt sich um 37 Einzelteile, die vor etwa 3000 Jahren vergraben worden waren, und zwar waren es u. a. 5 Bronze-Armringe und eine Halskette als Frauenschmuck sowie ein Messer mit Grifftülle und ein Angelhaken (als Männergeräte).
Sämtliche Fundstücke sind im staatl. Museum f. Naturkunde u. Vorgeschichte in Oldenburg, Damm 40, besonders gesichert aufbewahrt und können dort besichtigt werden.
Bilderschüssel (Terra sigillata) aus dem römischen Imperium
Nach dem Orkan vom 13. Nov. 1972 wurde auf dem Hof von O. Stolle unter dem Wurzelwerk einer umgewehten Eiche eine vollkommen heile Tonschüssel entdeckt. Die Schüssel war um 200 n. Chr. als Urne genutzt worden. Im Leichenbrand fanden sich Teile der Einfassung für eine Schwertscheide. Das Gefäß ist geschmückt mit einer Ibis-Darstellung (Storchenvogel).
Dreischichtiger Grabhügel im „RugenFeld“
Im Jahre 1955 wurde durch Dr. J. Pätzold in Holzhausen ein besonders interessanter Grabhügel untersucht, der sich dicht am Wanderweg 7 etwa 250 m südlich der B 213 befand.
Der Hügel hatte einen Durchmesser von 20 m und eine Höhe von 2 m. Dabei handelte es sich um drei übereinander geschichtete Grabhügel aus dem Ende der jüngeren Steinzeit (etwa 2000 v. Chr.) und wird der Glockenbecher-Kultur zugerechnet.
Der älteste Hügel wurde von einem Ringgraben mit Holzpfosten begrenzt. Im oberen Teil war der Tote als Leichenschatten erkennbar. Als Beigaben konnten ein Feuersteinbeil und eine Klinge geborgen werden. Der Bestattete war ca. 1,50 m groß und lag mit angewinkelten Beinen (Hockergrab). Arme und Beine waren (aus kultischen Gründen) gefesselt.
Der mittlere Hügel war als Eintiefung in den ältesten Hügel erkennbar. Man fand bei der Grabung eine Streitaxt und schloss daher auf männlichen Leichnam.
Im jüngeren Hügel fanden sich Rest eines verkohlten Holzsargs und als Beigabe ein Becher mit Schnurverzierungsdekor (Tongefäß).
Der Grabhügel wurde nach der Untersuchung ganz abgetragen. Man erkennt dort nur eine Vertiefung, die durch Kiesabbau entstanden ist.
Weitere Grabhügel im Holzhauser Raum
Im Bereich der Holzhauser Heide finden sich zahlreiche, kleine Gruppen bildende Grabhügel; ein Teil davon ist durch Ausgrabung oder durch Zerstörung heute nicht mehr auffindbar. Eine neuere Karte weist noch 32 Grabhügel auf.
Das Fundgut von untersuchten Grabhügeln besteht im wesentlichen aus ca. 1300 – Abschlägen, 150 Kernsteinen, 14 Beilbruchstücken, 209 Schabern, 25 Klingen u. Bruchstücken, 10 Pfeilspitzen u.a.m.
Die Fundstücke werden der Trichterbecher-Kultur zugeordnet.
Fazit: Holzhausen ist eine Fundgrube für Archäologen; es ist ein uraltes Siedlungsgebiet wie kein weiterer Ort der Umgebung, abgesehen vom Umfeld des Pestruper Gräberfeldes.
Vom Holzhauser Schulwesen
– Lehrkrafte – | ||
1709-12 | Thielmann | |
1712-19 | Müller | |
1719-51 | Poppe | |
1752-53 | Petermann | |
1754-72 | C. Bramstedt | |
1772-76 | J. Bramstedt | |
1776-96 | Siemer | |
1796-1809 | Wilms | |
1809-45 | Osterseelte | |
1845-54 | Hoffmann | |
1854-58 | Speckmann | |
1858-70 | Theilen | |
1870-91 | Behrens | |
1891-95 | Wienken | |
1895-98 | Linnemann | |
1898-1904 | Blohm | |
1901-03 | Bücking | |
1904-10 | Ehlers | |
1904-06 | Wagner | |
Schulbauten in Holzhausen | ||
bis | 1709 1709 | kein Schulhaus; Unterricht in Bauernhäusern (reihum). Sogenannte Wandelschule. erstes Schulhaus. Standort unbekannt. |
1769 | zweites Schulhaus. Standort i. d. Ortsmitte jetzt Haus Heinr. Flege. | |
1846 | drittes Schulhaus. Jetziges Wohnhaus Reineberg. | |
1901 | Anbau einer 2. Klasse | |
1938 | viertes Schulhaus (Zentralschule), bei der Mühle | |
1983 | Verkauf des Schulgebäudes an Brockmeyer. Auflösung der Schule |
Die ersten Schulbauten
Bereits im Jahre 1709 wandten sich die Bewohner von Holzhausen und Umgebung an das Consistorium in Hannover mit der Bitte, ein Schulhaus in Holzhausen zu erbauen. – Bereits lange Jahre vorher bestand hier eine Wandelschule (Zirkularschule), über die jedoch keine Urkunden mehr vorliegen. Zum Vergleich konnte man wohl die Schulverhältnisse in Glane-Heinefelde heranziehen.
Die Bewohner von 22 Häusern der Ortschaften Holzhausen, Thölstedt, Bargloy, , Lüerte, Glane u. Heinefelde mussten Zuschüsse für das Schulhaus geben. Wo dieses gestanden hat und wie es eingerichtet war, kann nicht mehr ermittelt werden. Der erste Schulmeister war Peter Thielmann. Er erhielt von den Eingesessenen seine Einkünfte an Geld und Pröven: 1. musste jedes Kind zum Eingang 3 Grote entrichten, 2. an Schulgeld für das Winterhalbjahr 18 Grote, 3. von einem jeden Hause, aus dem Kinder zur Schule gingen, ein Hausbacken Brot und dazu etwas Butter oder Fleisch zum Essen.
Der Schulbau von 1769
Das zweite Holzhauser Schulhaus wurde mitten im Ort errichtet, nämlich da, wo jetzt die Familie Flege wohnt. Es war ein Lehmfachwerkhaus, mit Stroh eingedeckt. Da es bis 1905 stehen blieb, ist uns ein Foto erhalten geblieben, das deutlich die Gesamtansicht und auch den hoher gezogenen hinteren Teil mit dem Klassenraum zeigt. Das Gebäude hatte die Ausmaße von etwa 9 x 13 m und glich im ganzen dem Wohn- und Wirtschaftsgebäude eines kleinen Landwirts. Der Giebelbalken war geziert mit der Inschrift :“Curt Albrecht Bramstedt, Schulmeister – 1769.“
Der Schulbau von 1846
Verschiedene Mängel an dem Schulhaus von 1769 (kein Schornstein, kein Keller, schadhafte Fenster, zu kleiner Klassenraum) führten bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts zu der Erkenntnis, dass man die alte Schule verkaufen und eine neue mit größerem Klassenraum bauen sollte. Die alte Schule wollte man verkaufen (Schätzwert 444 Taler).
Im Jahre 1846 – die Schülerzahl war auf etwa 90 angewachsen – wurde auch das neue Schulhaus errichtet. Es steht heute noch, zwar mit verschiedenen Umbauten, und wird bewohnt von der Familie Reineberg auf dem Schulkamp.
Schuljuraten und Schulausschuss richteten ein Bittschreiben an das zuständige Konsistorium in Oldenburg. Es heißt darin: „Da wir eine Missernte gehabt haben und der Erlös aus dem Roggen wegfällt, so glauben wir, dass es manchen Interessenten drücken würde, seinen Beitrag zu dem 1085 Talern (Gesamtkosten) mit circa 36 Talern sofort zu zahlen und bitten wir daher, etwa 600 Tatern Courant bis Ende 1847 für die Schulacht anzu leihen. Zugleich bitten wir geziemend, dass uns ein landesherrlicher Zuschuss zu den Schulbaukosten höchstgnädigst zuteil werden möge.“
Im Jahre 1900 musste ein Schulanbau errichtet werden, durch den zwei Klassenräume geschaffen wurden. Der Klassenraum des alten Gebäudes wurde zu Wohnräumen für den Nebenlehrer umgebaut.
Der zweiklassige Schulbetrieb dauerte allerdings nur von 1901 bis 1911, da ab 1908 die Lüerter ihre eigene Schule hatten und die Schülerzahl in Holzhausen zurückging.
Der Schulbau von 1938
Es lag im Zuge der Zeit, dal3 1937-38 eine modern ausgestattete Zentralschule bei der Mühle und damit dicht am Straßenkreuz errichtet wurde.
An Stelle der evang. Konfessionsschulen in Holzhausen u. Lüerte trat eine „Deutsche Volksschule“ für alle Bekenntnisse.
Die beiden Klassenräume waren geräumig (je 9,20 – 6,50 m); ein Lernmittel- u. Gruppenraum waren eingebaut. Für die Lehrkräfte waren im Dachgeschoß Dienstwohnungen.
Neben einem Garten für den Schulleiter gab es einen Schullehrgarten, einen Obstgarten, eine Ecke für Bienenstand, einen Stall mit Schülertoiletten und Fahrradstand, einen Pausenspielplatz sowie einen großen Sportplatz.
Doch nur ein paar Jahre konnten alle Errungenschaften planmäßig genutzt werden; der Weltkrieg mit seinem tragischen Ausgang brachte das Schulleben in große Nöte: Beide Lehrer (Mühlenstedt und Janßen) kehrten nicht zurück; der Unterricht musste von einer Wildeshauser Lehrkraft erteilt werden.
Vorübergehend wurde die Schule als Feldlazarett genutzt.
Erst I946 gab es Entlastung bei all den Nöten. Durch die große Zahl von Flüchtlingen musste „Schichtunterricht“ erteilt werden. Täglich wurden Suppen (Schulspeisung) für Flüchtlingskinder zubereitet. Lehrer und Lehrerfrau mussten zusätzlich die Ofen in den Klassenräumen anheizen (es fehlte an Koks für die Zentralheizung, daher nur Torf). Die Hauptlehrerwohnung mussten sich 2 Familien teilen.
1948 zählte man 187 Schiller, so dass eine vierte Klasse errichtet werden musste. Infolge verstärkter Abwanderung konnte 1954 wieder zweiklassig unterrichtet werden (90 Schiller).
Nach 1960 kamen die Schulreformen. Bereits 1962 wurde das 9. Schuljahr eingeführt; ein Kleinbus nach Wildeshausen wurde eingesetzt.
Ab 1964 wurden auch 7. u. 8. Schlj., 1969 ebenfalls 5. u. 6. Schlj. abgeschult. So behielt Holzhausen eine zweiklassige Grundschule mit kombinierten Klassen.
Die Schulbehörde drängte auf Schließung der Schule. Doch dagegen wehrte sich die Elternschaft energisch.
Erst 1983 musste der Kampf aufgegeben werden: Zum 31.7.1983 wurde die Grundschule Holzhausen geschlossen; die Kinder wurden nun mit Bussen zum Schulzentrum Wildeshausen transportiert; (zum gleichen Zeitpunkt wurde Schulleiter Heinz Otte nach 28-jahriger Tätigkeit in Holzhausen in den Ruhestand versetzt).
Vereinsleben in Holzhausen
Die Dorfgemeinschaft Holzhausen e.V: wurde am 7. Mai 1986 in der Gaststätte Scheele in Holzhausen gegründet.
79 Holzhauser Bürger trugen sich im Laufe des Jahres in die Mitgliederliste ein. Heute gehören dem Verein 120 Personen an.
Die Pflege der Gemeinschaft im Dorf, der Natur und der Landschaft sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Düngstrup haben sich die Holzhauser in ihrer Satzung zur Aufgabe gemacht.
Ein Theaterabend, ein Kohlgang im Winter, die Fahrrad- und Kutschtour für jung und alt, das große Dorffest Anfang Juli, das interne Dorffest im September, eine Betriebsbesichtigung, mehrere Grillabende im Sommer und der 14-tägige Arbeitsdienst sind die feste11 Bestandteile im Verein.
Der Höhepunkt in unserer noch kurzen Vereinsgeschichte war der Bau des Dorfhauses im Jahre 1989.
Dank der großzügigen Unterstützung durch die Stadt Wildeshausen, einiger heimischer Firmen und den Vereinsmitgliedern war es möglich, den Bau innerhalb eines halben Jahres fertigzustellen. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt der Holzhauser, aber auch viele Gäste haben unser schönes Dorfhaus genutzt.
Neben der Dorfgemeinschaft ist der Reit- und Fahrverein Holzhausen unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Klaus Wulferding ein Aktivposten im Dorfleben.
Der am 6. Juni 1984 gegründete Verein zahlt heute über 60 Mitglieder.
Die Jugendarbeit wird im Verein sehr groß geschrieben. Die jungen Reiter waren über Kreisebene bis hin zum Bundeschampionat sehr erfolgreich.
Wünschen wir den jungen Reitern weiterhin viel Erfolg, und dass unser Holzhausen in aller Munde bekannt wird.
Günter Reineberg
Veranderungen und Ereignisse in neuerer Zeit
1888 | Verkauf des Schwarze-Hofes an Hermann Stolle |
1892 | Umsiedlung des Losche-Hofes zum jetzigen Standort |
1900 | Bau der Holzhauser Windmühle |
1900 | Schul-Anbau (Bau von zwei neuen Klassenräumen) |
1907 – 15 | Johann Stolle Gemeindevorsteher |
1911 | Abriss des Schulgebäudes von 1769. Neubau Flege |
1914 – 18 | Soldatentod von 4 Holzhauser Männern |
1922 | Brand des Hauptgebäudes vom Stolle-Hof |
1935 | Übereignung des Schafkobens i. d. Holzhauser Heide an den Heimatverein Düngstrup |
Errichtung des Gedenksteins für Jan Huntemann | |
1938 | Bau der Zentralschule bei der Windmühle |
1941 | Durch fliegerbeschuss: Brand des Hauptgebäudes von G. Mahlstedt |
1939 – 45 | Soldatentod von 12 Holzhauser Männern |
1947 | Abriss der Holzhauser Windmühle (Oberteil) |
1945 | Einrichtung eines Feldlazaretts in der neuen Holzhauser Schule |
1950 | Holzhauser Hortfund (Moorhöhe) durch Dr. Gandert |
1955 | Ausgrabung des dreischichtigen Grabhügels im Rugen Feld durch Dr. Pätzold |
1960 | Aufgabe des Möhlmann Hofes in Dorfmitte, und Neubau im Hasselregen |
1964 | Aufgabe der Poststelle (0. Reineberg) |
1968 | Aufgabe des Schmiedebetriebes von H. Flege |
1972 | Fund der Schale aus der Römerzeit (Hof 0. Stolle) |
1981 | Anlegung eines Grillplatzes beim Schafkoben |
1983 | Auflösung der Grundschule Holzhausen |
1986 | Gründung des Dorfvereins |
1989 | Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses |
1989 | (Gründung des Reit- und Fahrvereins) |
1989 | Aufgabe der Gastwirtschaft Scheele |