Thölstedt und Hesterhöge
Zeittafel für Thölstedt Hesterhöge
1211 Erste Erwähnung von „Todelenstedte“; der Name bedeutet „Statte des Totilo“
1341 Verpfändung eines Hofes an das Kapitel in Wildeshausen
1375 Erwähnung des Denker-Hofes (Toleken)
1529 Probst Segebade Klüver zu Wildeshausen bezog Einnahmen u. a. von den Höfen Gerd Sprung, Tebe (Beneke), Cordt (Niemann) und Thole (Denker)
1586 Verteilung von Sümpfen an Thölstedter Bauern
1659 Allgemeine Viehzahlung in Thölstedt
1709 Fehdebeginn zwischen Thölstedt und Rechterfeld
1770 Aufteilung der Thölstedter Wiesen
1803 Ende des Grenzstreits zwischen Thölstedt und Rechterfeld.
Das Fürstentum Münster wird aufgelöst. Die Ämter Vechta und Cloppenburg kommen an das Herzogtum Oldenburg (Oldenburgisches Münsterland)
1826 Bauer Hermann Wilms (Hof Garms) wird fiir 8 Jahre Kirchspielsvogt
1858 Auf Grund des Oldenburgischen Verkoppelungsgesetzes werden die Höfe Stolle und Eilers verlegt.
1868 Der Hof Sprunck geht durch Kauf an den Garms-Hof über. Garms ist also seitdem Doppelbauer.
1873 An die Stelle des Kirchspielvogts tritt der Gemeindevorsteher durch die neue Oldenburgische Gemeindeordnung
1880 Vergabe von Ländereien beim Moosberg an Krieger des deutsch-franzosischen Krieges 1870-71
1880-1890 Bau der Landesstraße L 873 (Wildeshausen-Visbek) als feste „Chaussee“. Sie durchquert die Bauernschaft Thölstedt in Länge von 2,5 km.
1920 Thölstedt wird mit elektrischem Strom versorgt
1933 Eingemeindung Thölstedts in die Stadtgemeinde Wildeshausen
1986 Versorgung der Bauernschaft Thölstedt mit Erdgas
1987 Versorgung der Bauernschaft Thölstedt mit Wasser vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband
Das Schulwesen
Thölstedt hatte zu keiner Zeit eine eigene Schule. Bereits 1709 schlossen sich die Holzhauser und die Thölstedter zu einer Schulgemeinde zusammen. Seit 1969 werden die Schulkinder per Omnibus nach Wildeshausen transportiert.
Das Vereinswesen
Das Dorf Thölstedt hatte bislang keine eigenen Vereine. Die Schützen schlossen sich dem Lüerter Verein an. Turner und Sportler betätigten sich in Düngstrup.
Das Erntefest feierten die Thölstedter stets mit den Holzhausern zusammen; der Festort wechselte von Jahr zu Jahr.
Die alten Gehöfte
Sie waren durchweg in Ost-Westrichtung erbaut, so dass der Wohnbereich gegen Ostwinde geschützt war.
Zwischen den Gehöften von Brüning und Beneke standen in alten Zeiten die Häuser von Stolle, Eilers und Denker. Die Zwischenräume betrugen nur 10 – 15 Schritte. Auch das Heuerhaus Asche stand in der Reihe.
Im 17. Jahrhundert wurden die Wälder der Umgebung großenteils beseitigt. Daher musste die Schweinehaltung verringert werden. Die ehemaligen Wälder wurden zu Heideflächen. Dadurch konnte die Schafhaltung vermehrt werden. Jeder Bauer errichtete einen Schafkoben. Der Schafmist diente als Ackerdünger.
Bereits Anfang unseres Jahrhunderts wurde die Schafhaltung nach und nach aufgegeben. Die Schafkoben verschwanden im Dorfbild.
Ortsteil Hesterhöge
Der südliche Teil der Gemarkung Thölstedt ist Hesterhöge.
Der Ortsname entstand aus Hester (=Eiche) und Hoge (=hohes Land). Der Name deutet auf einen hoher gelegenen Eichenwald hin. Hesterhöge hat noch den Beinamen „Mossbarg“ (alte Flurbezeichnung).
Der Ortsteil Hesterhöge ist noch eng mit dem Dorf Thölstedt verbunden, z.B. Wegegenossenschaft, Jagd, Dorfgemeinschaft.
Alte Tonscherbenfunde wurden beim Tiefpflügen freigelegt, was auf eine Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit schließen lässt.
Hesterhöge wurde um 1880 durch vier Kriegsteilnehmer von 1870/71 gegründet, die dadurch geehrt wurden, dass sie von der Gemeinde je 6 ha Land zugewiesen bekamen und so die Möglichkeit zum Siedeln hatten.
Es siedelten:
Schewe (Nr. 2),
Hogeback (Nr. 3 u. 3 a),
Bührmann (Nr. 4) und
Scheele (Nr. 5).
Weitere Landwirte bekamen ihre Grundstücke von Thölstedter Bauern:
Nr. 10 Müller bekam 1887 9 ha von G.H. Beneke (Denker).
1891 brannte das Haus durch Blitzschlag ab und wurde 1892 wieder aufgebaut. Nr. ? Debbeler erhielt sein Grundstück von J.H. Beneke um 1898 (Wohnhaus ist z. Zt. nicht bewohnt).
Nr. 8 Mucker bekam Grund und Boden von Beneke (heute Denker) um 1908.
Nr. 7 a Bramlage erhielt sein Grundstück von G.H. Stolle um 1905 in Größe von 9 ha. Ein Teilstück wurde an Debbeler verkauft.
Nr. 12 J.G.H. Brüning bekam sein Grundstück von G. Brüning 1882 in Größe von 6 ha als Erbabfindung. Durch Einheirat kam Hermann Stolle in den Hof.
Nr. 6 Wichmann erhielt 1 ha von G.H. Beneke (heute Denker). Die Nutzfläche ist z. Zt. verpachtet.
Nr. 11 Würdemann hat seit 1910 einen Teil des Hofes Müller. Dieser kaufte 6 ha von J.H. Eylers.
Nr. 9 Muhle kaufte von Eilers ca. 1,5 ha. Jetziger Besitzer ist Jakobi durch Einheirat.
Beim Moosberg befindet sich der höchste Geländepunkt unseres Landkreises. Er liegt 55,60 m über dem Meeresspiegel.
(Zusammenstellung nach Angaben von Ralf Brüning)
Opfer der beiden Weltkriege
1914 – 1918 | Georg Eilers und | Friedrich Stolle |
1939 – 1945 | G.B.A. Ahrens Friedr. v. Behren Wilh. Heinr. Blumberg | Hermann Bruning Johann Bruning Helwig Garms |
Franz Bramlage Hinr. Brengelmann | Josef Marischen Karl Rich. Meyer | |
Heinrich Bruning |
Thölstedt contra Rechterfeld
Im „Visbeker Auskündiger“ gab Bernhard Ruholl vor einigen Jahren einen ausführlichen Bericht über den langen Grenzstreit zwischen den Eingesessenen der Bauernschaften Thölstedt und Rechterfeld.
Fast das ganze 18. Jahrhundert dauerte dieser Streit.
Worum ging es?
Beide Parteien behaupteten, das „Heydfeld“ südlich der Thölstedter Heide ( etwa . 20 ha) sei ihr Gebiet. Dieser Bereich diente als „Hude und Plaggenmatt“.
Plaggen wurden dazumal als Dünger für das Eschland (Ackerland) benötigt und hatten deshalb großen Wert.
Der Streit ging über einige Jahrzehnte hin und her. Immer wieder „schütteten“ die Thölstedter in dem umstrittenen Gebiet das Vieh der Rechterfelder, d.h., sie nahmen das Vieh fort und gaben es nur gegen Lösegeld heraus.
Hatten die Rechterfelder eine „Kreuzkuhle“, die zur Grenzbezeichnung dienen sollte, neu ausgeworfen, so kamen die Thölstedter und warfen sie wieder zu.
Der Grenzstreit ging nicht nur die beiden Dörfer an, sondern auch die Landesherren, nämlich den Fürstbischof von Münster und den Fürst von Braunschweig-Hannover.
Als Landesherren waren sie zugleich oberste Markenrichter.
Es ging also nicht nur, wie seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803, um eine Amtsgrenze.
Die Auseinandersetzung wurde besonders heftig, als die Hannoversche Regierung und das Amt Wildeshausen forderten, dass die Rechterfelder Vorsteher und Wortführer sich auf dem Amt in Wildeshausen melden sollten, um sich zu verantworten und um bestraft zu werden.
Das sahen die Rechterfelder als unerhörte Zumutung an, war doch für sie Wildeshausen Ausland.
Schließlich zeigten sich beide Seiten bemüht, den Grenzstreit beizulegen, und zwar durch eine Besichtigung an Ort und Stelle.
Der Termin wurde auf den 13. Sept. 1782 festgesetzt.
Nach dem Auswechseln von Höflichkeiten begann die Verhandlung.
Die Thölstedter schlugen vor, das strittige Gebiet zu teilen.
Die Rechterfelder dagegen wollten beiden Dörfern gestatten, das strittige Gebiet für Hude und Weide des Hornviehs und der Schafe zu nutzen.
Keiner sollte dort Plaggen mühen dürfen.
Nach vielem hin und her erklärten sich die Rechterfelder bereit, durch einen Eid zu erhärten, „dass sie nicht anders wissen, als dass sie dem fraglichen Gebiet berechtigt sind.“
Für diesen Eid wurde der 7. August 1783 festgesetzt.
Damit sollte der Grenzstreit endgültig begraben werden. Und seitdem leben die beiden Bauernschaften freundschaftlich beieinander und miteinander.
Ein Jahrhundert dauernder Grenzstreit war beendet, der im Jahre 1773 seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Es trat Ruhe ein um die Grenze zwischen Thölstedt und Rechterfeld im sogenannten „Heydtfeld“.
Bei jeder alten Grenzkuhle wurde eine neue ausgehoben. Beide Teile waren hinsichtlich des Grenzverlaufs völlig einig.
Im Jahre 1770:
Aufteilung der Thölstedter Wiesen
Der Wildeshauser Oberamtmann berichtet 1770 an die Churfürstl. Braunschw. Lüneburg. Regierung:
„Die Große einer jeden Wiese betragt so viel, dass ein jeder hoffentlich zwei Fuder Heu daraus gewinnen kann.
Es ist einem jeden durch das Los sein Platz angewiesen, nachdem wegen verschiedener Güte des Erdreichs die schlechteren Platze um etwas großer genommen werden müssen.
Meldete der Kantor Köster, dass er, mit Zufriedenheit der sämtlichen Tholstedter Eingesessenen, den Platz bei dem Dorfe Thölstedt, nach der ihm gewordenen Vorschrift, eingetheilet, und ein jeder der Interessenten durch das Los seinen Teil erhalten, auch ein jeder derselben mit der Ausrichtung sich friedlich erkläret habe.“
NB: Die Aufteilung des Tholstedter Wiesenbereiches ist bis heute fast unverandert geblieben.
Wegeregister der Landgemeinde Wildeshausen von 1864 Bauerschaft Thölstedt
1. Der vor dem Dorfe bei Eylers Kohlgarten von dem Nebenwege No. 10
in nordlicher Richtung abgehende, in der Gemeinheit (Baumgründe) weiter durch das Dorf, zwischen den Befriedigungen und dann durch den Esch bis nach dem nördlichen Ende des Esches, genannt Schullriede Land, führende, Weg.
Der Weg hat zwischen den Befriedigungen 12-13 Fuß Kappenbreite,die jedoch im übrigen keine feste Grenzen hat. Er ist vor und in dem Dorfe Lehmboden, hat imDorfe in der Länge von 100 Ruthen und 10 Fuß Breite ein Steinpflaster ist in der Haide aber Sandboden. Ohne Graben und mit Maifeld gleich.
Aus alten Zeiten
Nordöstlich der Straße von Thölstedt nach Steinloge liegen versteckt die Großen Steine am Fehlenberg“.
Es handelt sich um ein verfallenes Großsteingrab aus der jüngeren Steinzeit und hat die Ausmaße von etwa 10 X 2 m.
Man zahlt etwa 14 Trägersteine und zwei Decksteine. Der größere misst etwa 2,30 Länge und etwa 2 m Breite.
In dem umgebenen Waldgelände zwischen dem Endeler Berg und dem Fehlenberg findet man noch die Reste von einem Hügelgräberfeld.
Es handelt sich um insgesamt etwa 30 einzelne Hügelgräber. Leider hat der große Orkan vom 13. November 1972 den dortigen Nadelwald vollkommen zerstört.
Beim Abräumen der Kiefern wurden die Grabhügel weitgehend eingeebnet; nur wenige sind noch als solche erkennbar. Man darf davon ausgehen, dass in der Nähe der Aue eine vor- geschichtliche Siedlung bestanden hat.
Im Jahre 1913 hat der Thölstedter Bauer Friedrich Beneke beim Pflügen im Gasthöft einen kostbaren Goldring an die Erdoberfläche gebracht.
Man nimmt an, dass dieser seltene Fund aus einem abgetragenen Hügelgrab stammt.
Die Art der Ornamente lässt vermuten, dass der Ring eine nordische Herkunft hat und etwa aus dem 4. Jahrhundert stammt.
Dieses wertvolle Schmuckstück wird im Museum für Vorgeschichte und Naturkunde zu Oldenburg aufbewahrt. Eine Nachbildung befindet sich im Hause Beneke und wird bei festlichen Anlassen als wertvoller Schmuck getragen.
Die Westgrenze der Ortschaft Thölstedt verläuft seit einigen Jahrhunderten in Länge von etwa 4 km fast gradlinig als Grenze zum Münsterland und wurde vor dem 18. Jahrhundert durch „Kreuzkuhlen“ sichtbar gemacht.
Diese Grenze ist auch eine Wasserscheide.
Im Jahre 1846 wurde in Thölstedt der erste Brunnen gebaut, und zwar beim Hof Beneke.
Die Versorgung des Viehs geschah auch weiterhin durch die 4 Wasserpole, von denen zwei jetzt noch bestehen.
In früheren Zeiten mussten die Thölstedter das Trinkwasser wahrscheinlich aus der Aue holen.